: LANDGESTÜTE
ZEHN INEINEMBOOT
Dr.M.Weber-Herrmann
DIEDEUTSCHEZUCHTLANDSCHAFTHATSICHVERÄNDERTUNDSIEVERÄNDERTSICHNOCH.
WASBLEIBT IHRAUCHANDERESÜBRIG?
L
ängsthabenzahlenmäßigweit
kleinereZuchtverbändeEuro-
pas die, immer noch in viele
Verbände gesplittete einstigeNum-
mer eins derweltweitenWarmblut-
zucht überholt. Noch sind diese in
Sichtweite, docheines istklar:Neue
Strategienmüssenher.Unddeshalb
wurden in den vergangenen Jahren
einst kaum denkbar erscheinende
Konzepte ausgearbeitet, wird ex-
pandiert,kooperiertundnichtzuletzt
fusioniert.
WasaufdenerstenBlicksorevolutio-
närzuseinscheint, istesnicht.Denn
esgibteinenVorreiter:dieDeutschen
Landgestüte.
SEIT 2008 TRETEN SIE AUCH
NACHAUSSENHINGEMEIN
SAMAUF.
Das reicht von der gemeinsamen
HomepageübereineAppbishinzur
Verkaufsbörse, auf der Züchter alle
Nachkommen von Landbeschälern
kostenfrei anbieten können. Sicht-
barstes und eindrucksvollstes Zei-
chenderZusammengehörigkeitaber
ist wohl die Deutsche Landgestüts-
Quadrille. Haben Sie sie gesehen
bei der Eröffnungsfeier der EM in
Aachen imvergangenen Jahr?
64 Hengste in Formation, so was
nennt man Gänsehaut-Feeling! Und
damit sind die deutschen Staatsge-
stütenichtamEnde ihrergemeinsa-
menVorhaben.Eines–undnichtdas
einzige– der aktuellen Projekte ist
einBuch, das im kommenden Früh-
jahrerscheinenwird.
Es liegtnahe,denSchulterschlusszu
üben, „Synergieeffekte zu nutzen“,
wie man das so gerne nennt, denn
sie haben vieles gemeinsam, nicht
nur ihrehistorischeDimension, ihre
kulturelleBedeutung,vieleihrerteils
seitJahrhundertengepflegtenTradi-
tionen. Sie tragen ihrer Geschichte
Rechnung, auch indem sie sichüber
Deutschland hinaus solidarisieren.
Ebenfalls2008wurdedie „European
State StudAssociation“ gegründet,
die sich Strategien der Gestüte auf
europäischerEbeneunddieAnerken-
nungihrerkulturhistorischenBedeu-
tungaufdieFahnegeschriebenhat.
DOCHWER LANDGESTÜTEN
NUR EINEHISTORISCHE
BEDEUTUNG ZUERKENNT,
WIRD IHNENNICHTGERECHT.
Sicher,siewurdengegründetzuZei-
ten,alsPferdefürdieLandwirtschaft
und fürsMilitär unverzichtbar wa-
ren.DieseZeitensind fraglosvorbei.
Aber siewaren auch immer die Ga-
ranten dafür, dass private Züchter
moderneHengstezuerschwinglichen
Preisennutzenkonnten.Heuteheißt
das: international gefragtes Leis-
tungsblut für den Sport ebensowie
denrittigenHengst,derverlässliche,
unkomplizierte Freizeitpartner ga-
rantiert.Unddas inmöglichstgroßer
Bandbreite. Cellebeispielsweiseko-
operiert inSachenHengstemit dem
Nordrhein-WestfälischenLandgestüt
Warendorf ebenso wie mit Redefin
inMecklenburg-Vorpommern, dem
Haupt- und LandgestütMarbach in
Baden-Württemberg, demBranden-
burgischen Haupt- und Landgestüt
Neustadt an der Dosse und Zwei-
brücken in Rheinland-Pfalz – und
kann so dem Züchter ein Portfolio
an Vererbern und eine Blutlinien-
vielfalt bieten, die ihresgleichen su-
chen. Auch die anderen deutschen
Staatsgestüte – außer den bereits
genannten gehörenBayernsHaupt-
und Landgestüt Schwaiganger, das
HessischeLandgestütDillenburg,das
Sachsen-Anhaltinische Landgestüt
Prussendorf und die beiden Staats-
gestüte Sachsens, das Landgestüt
Moritzburg und das Hauptgestüt
Graditz, zurGemeinschaft der Zehn
– bieten in den unterschiedlichsten
Kombinationenmit ihren Partnern
gemeinsamHengstean.
Das ist zwar schön für den Züchter,
könntemaneinwenden,abereingro-
ßes Angebot anWarmbluthengsten
bietet der eine oder andere Priva-
thengsthalter auch. Stimmt, doch
der Anspruch und die Bedeutung
der Landgestüte endet nichtmit der
Warmblutzucht. Zu ihrenAufgaben
gehört auch, dieVielfalt derPferde-
rassen ihrer jeweiligen Region zu
bewahren, bis hin zumAngebot von
Hengsten für genetisch bedrohte
Rassen. Sie stellen die auch für die
Sportpferdezucht so unentbehrli-
chen Edelbluthengstewie Englische
So was
nennt man
Gänsehaut-
Feeling!
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