Auf ein Wort - page 18

SEIT60 JAHREN INDEUTSCHLAND
: GESUNDHEIT
B
eliebtePferderassen, dieaus
ihrenUrsprungsländernnach
Deutschland importiertwer-
den, Turnierserien außerhalb unse-
res Landes, aber auch große Cham-
pionate imeigenenLand lassengroß
geglaubteEntfernungenzugeringen
Distanzenwerden.
Bei einem Seuchenfall in Spanien
oderAfrikahörendiemeistendeut-
schen Pferdehalter nur mit einem
Ohr zu.Wird jedoch einPferd inder
näherenUmgebunggetötetoder fällt
der eigene Betrieb plötzlich in eine
Sperrzone, ist die Sorge um die ge-
liebtenVierbeinerriesengroß.
Um die aktuellen Pferdeseuchen
besser einschätzen zu können und
die damit verbundenenMaßnahmen
besserzuverstehen,sollderfolgende
Berichtüberdiese informieren.
EndeJanuardiesesJahreswurde im
Rahmen einer Exportuntersuchung
bei einem sieben Jahre alten, gut
trainiertenSportpferd imLandkreis
Osnabrück die Infektionskrankheit
Rotzfestgestellt.DieseTierseucheist
seit 60 Jahren inDeutschland nicht
mehr aufgetreten. Durch eine stei-
gendeAnzahlvonRotzerkrankungen
inden letzten10Jahren inSüdameri-
kaund inAsienwirdRotz jedochals
wiederaufflammende (re-emerging)
Tierseucheeingestuft.
WAS ISTROTZ?
Rotz ist ein bakterieller Infekt und
geht auf den Erreger Burkholeria
mallei zurück. Vornehmlich tritt die
KrankheitbeiEinhufernaufundwird
durch Körpersekrete übertragen.
ManunterscheidetzwischenNasen-,
Lungen- und Hautrotz, wobei alle
drei Typen ineinander übergehen.
DieÜbertragung erfolgt direkt, von
Pferd zu Pferd über Körperflüssig-
keiten oder dieHaut, oder indirekt,
d. h. über Blut- oder Schleimrück-
stände auf Gegenständen, wie zum
Beispiel Kleidung, Futter, Trink-
wasser, Einstreu etc. Ein akuter
Krankheitsverlauf ist bei Pferden
eher selten. Sehr hohes Fieber und
einseitigerNasenausflusszählenzu
den ersten Symptomen. Zeitgleich
bilden sich Knoten und Geschwüre
auf den Schleimhäuten, die die At-
mung extrem einschränken und die
Atemwege zerstören. Meist jedoch
ist der chronische Verlauf zu beob-
achten. Über Jahre schlummert die
Infektion im Pferdekörper und ruft
nur leichte Symptome hervor. Es
kann bei einigen Pferden lediglich
einmilderNasenausflussbeobachtet
werden. In beiden Fällen, dem aku-
tenund chronischenVerlauf, ist das
Pferd hoch ansteckend. Rotz gehört
zuden sogenanntenanzeigepflichti-
genTierseuchen,dasheißt jederVer-
dacht und jede Feststellung ist dem
Amtstierarzt sofort zumelden. Die
Feststellungeineranzeigepflichtigen
Tierseuche zieht amtliche Bekämp-
fungsmaßnahmen nach sich. In die-
semFallmusste das infiziertePferd
getötet werden und die Pferde des
Bestandes insgesamt dreimal nach-
untersucht werden. Alle Bestände,
in denen das Pferd im Laufe seines
Lebens gestandenhat, sowiePferde
aus diesen Beständen, diemit dem
erkrankten Pferd Kontakt hatten,
wurdenebenfallsuntersucht.
ZumGlückkonntebeikeinemdieser
Pferde die Infektion nachgewiesen
werden.
Eine anzeigepflichtige Krankheit
wird dem internationalen Tierseu-
chenamt inParis,demOIE,gemeldet.
Dem OIE angeschlossene Staaten
können Handelsverbote erlassen,
umdieEinschleppungderKrankheit
in ihr Hoheitsgebiet zu verhindern.
VieleExportländerhabenaufGrund
der Rotzerkrankung inNiedersach-
sendenExportvonPferdenverboten
oderstarkeingeschränkt.
Weitere anzeigepflichtigeKrankhei-
ten beim Pferd sind die Infektiöse
Anämie, die afrikanische Pferde-
pest, die Beschälseuche der Pferde,
die InfektionmitdemWest-NilVirus,
MilzbrandundalleFormenderPfer-
deenzephalomyelitis.
ERSTER FALL
VONROTZ
ANZEIGEPFLICHTIGE TIERSEUCHENBEIM PFERD
Dr.Gottstein,MLNiedersachsen
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