Auf ein Wort - page 35

Sigfried Wehrs
rechts sein „ungewöhnlicher Vertrag“
Heiko Feldhus
Heiko Feldhus
  INSIDER :
immer kamen die Hengste mit dem
Zug. Sie wurden sogar einige Male
von Celle nach Grethem und zurück
geritten. Viele der jungen Män-
ner aus dem Dorf halfen dabei und
begleiteten den Tross.
Ja, die Zugehörigkeit der Züchter zur
Deckstelle hat auch hier Geschichte.
Als in den 50er Jahren die Pferde-
zucht in Deutschland ihre Talfahrt
aufnahm, leisteten hier die Züch-
ter etwas Unglaubliches! Obwohl
sie keine Stuten hatten, die sie
zum Hengst brachten, zahlten sie
ihr Deckgeld. Jeder brachte so viel
Decktaxe auf wie er konnte, damit
Grethem gut da stand und auf jeden
Fall erhalten blieb.
Auch heute, so betont Herr Rump,
ist die Deckstelle der Dreh- und
Angelpunkt des Pferdezuchtvereins
und das soll sie auch bleiben. Hier,
auf dem Hof der Familie Klinge-
mann wurde schon viel beisammen
gesessen: Jubiläen, Hengstankünfte,
Hengstvorführungen auf der Straße,
Abschiedsabende und der Start-
punkt der legendären Fohlenrund-
fahrt – alles spielt sich hier rund um
die Deckstelle ab. Doch auch für die
Deckstelle Grethem ging es nach den
kargen Jahren der Pferdezucht wie-
der bergauf. Ein Grund dafür waren
starke Hengste, ein anderer die
Einteilung der Station in die zweite
Klasse. Nun begann der Umzüch-
tungsprozess in Deutschland und es
wurden Reitpferde gesucht. Durch
die über Jahre betriebene Remonte-
zucht hatte Grethemes nicht schwer.
Tolle Sportpferde gingen schon
damals aus den Züchterhäusern
hervor. Der Hengst Döbeln brachte
seinen wohl bekanntesten Sohn
„Deichgraf“ im Züchterstall der
Familie Conrad Hogrefe in Eicke-
loh. Auch der Goldfisch II- Sohn
Goldmann brachte zahlreiche gute
Sportpferde im Aller-Leine-Tal.
Zusätzlichen Aufschwung brachten
die vier Trakehner Hengste Lateran,
Keith, Trautmann und Hessenstein.
Der Hengst Hessenstein ließ allein
durch sein Erscheinungsbild die
Züchterherzen höherschlagen und
seine Töchter bestimmten über Jahre
hinweg das Bild der dortigen Stuten-
schauen.
Dieser starke Einsatz von Trakeh-
ner Hengsten war kein Zufall. Viele
Trakehner-Züchter siedelten nach
der Vertreibung aus Ostpreußen im
Aller-Leine-Tal an.
In alten landwirtschaftlichen Gebäu-
den der ab 1936 geräumten Dörfer
des Truppenübungsplatzes inBergen
Hohne waren sie untergekommen.
Das einzige was ihnen
gebliebenwar, waren
ihre Trakehner-Stuten.
Einige dieser Familien blieben in der
Gegend und bauten sich eine neue
Existenz auf. So zum Beispiel auch
die Familie Poll mit ihrem Gestüt
Hörem.
Ein weiterer Glücksfall in dieser
Zeit war sicherlich auch der dama-
lige Leiter der Deckstelle „Friedel
von Bestenbostel“. Seine ehrliche,
gewissenhafte und uneigennützige
Beratung gab den Züchtern zusätz-
liches Vertrauen. Zudem war er
ein sehr guter Reiter und bildete in
seiner Zeit zahlreiche Pferde aus.
Leider verstarb er nach einer schwe-
ren Krankheit in einem sehr jungen
Alter. Doch selbst heute wird mir in
den Erzählungen seine immer gute
Stellung in der Züchterschaft deut-
lich.
1972 mit dem Beginn der Amtszeit
von Sigfried Wehrs auf der Station
gab es einige Umbaumaßnahmen.
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