Ist beispielsweise ein Quarterhorse
per sebesser zumFreizeitreitenge-
eignet als einWarmblüter und pas-
senBarocksättel tatsächlichnurauf
SpanischePferde–oder liegt esam
falschen Bild des vermeintlichen
Sportpferdes bei den so genannten
Freizeitreitern, dass die genannten
Importrassen oftmals vorgezogen
werden?Wenn der Käufer dieWahl
hätte zu einem robusten, seit Gene-
rationen mit erstklassigen Genen
ausgestattetenWarmblüter,welcher
sorgfältigfürseineZweckeausgebil-
det wurde und dessen Züchter ihm
noch ein oder zwei Fohlenfotosmit
auf demWeg gibt –würde er viel-
leicht die 10.000 Euro für den zwar
trittsicheren, abermit unbekannter
Vergangenheit importierten Spani-
ervielleicht sogar lieber innerlands
ausgeben?Zahlenbelegen,dassMen-
schensichgernespätereinPferdder
Rassekaufen, auf der siedasReiten
erlernt haben– sofern sie ein Pas-
sendesfinden.
SolcheStudienergebnisselegenesim
Sinne langfristigerundnachhaltiger
Planungnahe, seitensderVerbände
undZüchterschaftschonReiteinstei-
gern den Zugang zu gut gerittenen
Lehrpferden der eigenen Rasse zu
ermöglichen–und ihnenspäterpas-
sende Verkaufspferde anzubieten.
Angesichts solcher Überlegungen
wird es für jedenZüchter und jeden
Verband Zeit, über seine Zuchtziele
nachzudenken:Sindesinerster Linie
Championatsqualifikationen und
Körergebnisse,dieüberdenZuchter-
folgeineAussage treffen, oderkann
es sein, dass ganz andere, auf den
ersten Blick viel unspektakulärere
Faktoren langfristigüber Zucht und
Sportentscheidenwerden?Betrach-
tetmandieMotive fürdieAusübung
der Pferdezucht, so stellt man fest,
dass der größte Anteil der Züchter
(94%)diePferdezuchtalsHobbybe-
treibt.DerWunsch,Käufernmitden
eigenenPferdenFreudezubereiten,
vereint lautBefragungen sogutwie
alle Züchter – weit mehr als das
Ziel,mit derPferdezucht Gewinn zu
erzielen.NursechsbisachtProzent
derBefragten züchtennach eigener
Angabe,umdamitGeldzuverdienen.
DerWunsch, anderen Freude zu be-
reiten, ist nicht nur ein bemerkens-
wert edler Antrieb– er lässt unter
UmständenauchvielmehrWege für
dieVermarktungvonPferdenzu, als
landläufig imFokusstehen.
ZÜCHTERPRÄMIEFÜRDAS
BESTELEHRPFERD?
Die strahlende Spitze des Pferde-
sports aus Schärpen, Hymnen und
Medaillenistgutundwichtigundins-
besondere im internationalen Rah-
men ein Aushängeschild. Aber sie
darf nicht darüberhinwegtäuschen,
dassderPferdesport inDeutschland
heute größtenteils fernab der Tur-
nierplätzestattfindetundweitmehr
Gruppen der Gesellschaft umfasst,
alsereszuseinenAnfangszeitentat.
Der Großteil der Reiter inDeutsch-
land strebt nicht nach Schleifen
undWertnoten: Späteinsteiger, die
sichnach JahrzehntendesBerufsle-
bensendlichdenTraumvomReiten,
vielleicht sogar vom eigenen Pferd,
erfüllen können, benötigen unter
Umständen vor allem sitzbequeme
und geländesichere Pferde. Kinder,
diesichzuPferdenoftmals„wievon
selbst“ hingezogen fühlen, wissen
nichts über Zylinder und Kandaren
–wohl aber darüber, wie stolzman
nachHausegeht,wennmansichdas
ersteMal getraut hat, alleine zuga-
loppieren–undwiees ist,dasganze
Taschengeld am nächsten Tag ohne
zuzögern inKarottenzu investieren.
Wie viele Reiterkarrieren mag ein
gutes Lehrpferd anstoßen, überwie
vielenBettenhängtseinFoto,vonwie
vielenHändenwirdderHalsineinem
Schulpferdeleben dankbar geklopft,
wievieleAugenbringteszumLeuch-
ten?LeisteteinsolchesPferdweniger
: ZUCHT
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