Auf ein Wort - page 26

WIEKANNMANSICHDASPRAK-
TISCHVORSTELLEN?
Wir unterstellen einmal, dass die
Vererbung eines guten Trabes von
wenigen benachbarten Genen be-
stimmtwird.Ein (  durchgezüchte-
ter)Hengst,dersowohlvonderMut-
ter
alsauch
vomVaterdiepositiven
Gene geerbt hat, wird an alle seine
Nachkommendieseweitergeben,egal
welche Spermienzelle zur Befruch-
tungderEizellezumZugekommt
(in
Abb.2aund2bgrünerBereichrechts
auf den waagerechten Chromoso-
mensträngenbeimVater)
.Alleseine
Nachkommen werden wahrschein-
lich eine gute bis sehr gute Trab-
veranlagung haben. Wird einer der
Nachkommen ein gekörter Hengst,
der aus der Anpaarung mit einer
Stutemit mittlerem Trabvermögen
stammt, kann dieser trotz vielleicht
eigenertollerTrabaktionvieleNach-
kommenhaben,wosichz.B. diemit-
telmäßigeTrabaktion seinerMutter
wiederfindet (  Hengst streut).Mit
diesemKonzept lassensichauchdie
altbekannten Passerpaarungen er-
klären.WerdenbeispielsweiseZucht-
tiere, die durchgezüchtet
(inAbb. 2
gleiche Farben auf dem Chromoso-
menabschnitthaben)
füreinenguten
Schrittsind,anZuchttiereangepaart,
diedurchgängigeinengutenTrabha-
ben, dannwerden dieNachkommen
wahrscheinlich beides gut können,
weilsievoneinemElterntierinjedem
FalleinenpositivenGenabschnittfür
Trab habenund vom andernEltern-
tiereinenpositiven Genabschnittfür
Schritt erhalten.
Bei Althengsten mit vielen Nach-
kommensinddieVererbungsschwer-
punkte gut bekannt, allerdings erst
dann, wenn die Hengste relativ alt
sind. Aus
Abbildung 1 und 2
folgt
aber auch, dass dieHälfte derGene
von der Mutter stammt. Deshalb
kannman den Selektionserfolg auf
der Stutenseitemit Hilfe der geno-
mischenSelektiondeutlicherhöhen,
weilmanmit einerKombinationder
EigenleistungderStuteundderErb-
informationsehrvielgenauerselek-
tieren kann, als das heutzutage auf
derweiblichenSeitederFall ist.
ERFAHRUNGENAUSDER
RINDERZUCHT
In der Rinderzucht ist das Verfah-
ren der genomischen Selektion in-
zwischen in die Praxis eingeführt
worden und anerkannt. Dort war
es bisher so, dass der Zuchterfolg
hauptsächlichüberstarkselektierte
Bullen imbreitenBesamungseinsatz
generiertwurde.
Inzwischen werden überwiegend
genomisch selektierte Bullen (Ne-
gativvarianten kommen nicht mehr
in den Einsatz) verwendet, und es
erfolgt eine intensive Selektion auf
der weiblichen Seite. Man sollte
allerdingsnicht erwarten, dass sich
diese Erfolgsraten 1:1 auch auf an-
dere Tierarten übertragen lassen,
weil inderRinderzuchtGenomdaten
voneinigen10.000BullenUNDLeis-
tungsdaten vonmehrerenMillionen
KühenvorliegenundsodieBeziehun-
genzwischendenGenomdaten (SNP
Informationen) und den Leistungs-
daten sehr sicherabgeleitetwerden
können. Diese Sicherheiten wird
man innaherZukunftbeimReitpferd
allein deshalb nicht erreichen, weil
sehrvielwenigerReitpferde(dieDa-
ten liefernkönnten) vorhandensind
als z.B. Milchkühe. Trotzdemwird
dieMethodikauch inderPferdezucht
funktionieren, und andere Pferde-
zuchtnationenarbeitenbereitskon-
kretanForschungsprojekten,umdie
erforderliche Grundlage für die ge-
nomischeSelektionzuschaffen.
PILOTPROJEKT FÜR GESUND-
HEITSDATEN
In Deutschland hat man sich auf
Ebene der FN mit allen Zuchtver-
bänden und in enger Abstimmung
mit der Tierärzteschaft darauf
geeinigt, diese Methodik zunächst
zur züchterischen Bearbeitung von
Gesundheitsmerkmaleneinzusetzen.
Dieses macht auch sehr viel Sinn,
weil die Vermarktungshemmnisse
bei ungünstigenBefunden und dar-
aus abgeleitetenDiagnosen aus der
Ankaufsuntersuchung bereits jetzt
denZüchternbzw.Aufzüchternsehr
vielGeldkosten.
Bei der Frage, wie viele von diesen
Problemen von den Eltern ererbt
wurdenundwievieledurchdieUm-
welt erworbenwurden, tappenwir
sehroftnoch imDunkeln.Außerdem
fehltnocheinebreiteDatenbasis,um
validieren zu können, welche Diag-
nosenundBefundetatsächlichJahre
späterzudenvermutetenAusfallra-
ten imReitsport führen.
DieAnkaufsuntersuchungenwerden
inzwischeningroßemUmfangdurch-
geführt, und die wissenschaftliche
Auswertung dieser Daten könnte
endlichdringendbenötigteErkennt-
nisse bringen. Deshalb sollen jetzt
die Ergebnisse z.B. der Ankaufsun-
tersuchungen standardisiert doku-
mentiert und in einer Gesundheits-
datenbank zusammengeführt
werden. Da die Zuchtverbände in
: ZUCHT
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