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FORSCHUNG AM NIEDERSÄCHSISCHEN LANDGESTÜT
CELLE UNTERSTÜTZT DIE PFERDEZUCHT – VON DER
EINFÜHRUNG DER KÜNSTLICHEN BESAMUNG BIS
IN DIE MODERNE
D
as Landgestüt Celle initiiert
und begleitet – der Traditi­
on verbunden – seit Jahr­
zehnten angewandte Forschung im
Bereich der Pferdemedizin. Das For­
schungsnetzwerk des Landgestüts
Celle besteht aus einer engen Ko­
operation mit der Stiftung Tierärzt­
liche Hochschule Hannover und den
niedersächsischen Pferdezuchtorga­
nisationen. Dabei liegen die Schwer­
punkte in den Bereichen Gesundheit
und Fruchtbarkeit der Pferde.
Unter fachlicher Aufsicht durch die
Gestütstierärztin liegt ein Fokus der
Forschungsarbeiten seit Jahrzehn­
ten in der Verbesserung von Repro­
duktionsverfahren (Instrumentelle
Samenübertragung, Kryokonservie­
rung von Hengstsperma, Embryo­
transfer) in enger Kooperation mit
den Experten an der Stiftung Tier­
ärztliche Hochschule Hannover. So
wurdederGrundsteinzur Instrumen­
tellen Samenübertragung 1973 im
Landgestüt Celle mit der Errichtung
der „Zentralen Pferdebesamungs­
station“ im Jägerstall des Gestüts
durch Landstallmeister Dr. Freiherr
von Stenglin und einem Pilotprojekt
zur Tiefgefriersamenübertragung in
Kooperation mit der Klinik für An­
drologie und Besamung der Haus­
tiere der Tierärztlichen Hochschule
Hannover gelegt. Ein Durchbruch in
der Tiefgefrierkonservierung gelang
den hannoverschen Reproduktions­
medizinern Merkt und Krause. Mit
dem von Nagase entwickelten sog.
Pelletverfahren konnten sie 1967
ein Fohlen erzeugen. Dieses Verfah­
ren wurde bereits in den Siebziger
Jahren im Landgestüt Celle bei der
Besamung von 200 bis 300 Stuten pro
Saison genutzt.
Der entscheidende Durchbruch in
der instrumentellen Samenüber­
tragung gelang mit der Einführung
der „Frischsamenübertragung“ am
Niedersächsischen Landgestüt Celle
in der Decksaison 1986. Zur Herstel­
lung f lüssigkonservierten Samens
wird das Hengstsperma unmittel­
bar nach der Samenentnahme und
spermatologischen Untersuchung
mit speziell entwickelten Verdünner­
medien versetzt, wodurch eine La­
gerungsfähigkeit des Frischsamens
von 48 Stunden bei Kühlschranktem­
peratur erzielt wird. Der Transport
am Tag der Samenentnahme bzw.
der Versand über Nacht ermöglicht
die überregionale Nutzung gefragter
Vererber.
Dem Mut der Kehdinger Züchter­
schaft, dem großen Engagement
von Prof. Hans Merkt und dem Ge­
stütstierarzt und seinem späteren
Nachfolger Dr. Erich Klug sowie
dem Weitblick des seinerzeit amtie­
renden Landstallmeisters Dr. Bur­
chard Bade ist mit dem Bau der
Besamungsstelle Landesbrück der
entscheidende Schritt zur „Frisch­
samenübertragung“ zu verdanken.
In Landesbrück wurde – unter Ein­
beziehung der altenHengststationen
Baljerdorf, Drochtersen und Landes­
brück – ein Pilotprojekt gestartet,
das später Modellcharakter für alle
Nachgründungen in der hannover­
schen und deutschenWarmblutzucht
annahm. Als im Jahr 1988 der Jahr­
hunderthengst Weltmeyer in seinem
ersten Besamungseinsatz in der zen­
tralen Besamungsstation Celle 200
Stuten mit einem überwältigenden
Befruchtungserfolg von 92 Prozent
belegte, nahm die Akzeptanz der in­
strumentellen Samenübertragung in
der Züchterschaft rasant zu. Bis 1992
wurde das kompletteDeckstellennetz
in ein Besamungsnetz umgewandelt.
Mit der Gründung der für den inner­
gemeinschaftlichen Handel zugelas­
senen Embryotransfereinrichtung
Das erste Fohlen aus der Besamung von
Tiefgefriersperma nach dem von Merkt und
Krause entwickelten sog. Pelletverfahren
wurde in Deutschland 1967 geboren.
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